Montag, 14. Juli 2014

Einmal Potenza und zurück

View of Potenza (Basilicata, Italy)“ von Antonio Petrullo - Eigenes Werk.
Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
Endlich wieder Italien! Wochenlange Urlaubsplanung und Anspannung verlieren sich ins Nichts, Abflug- und Ankunftszeitenkenntnis - routiniert und manchmal aufgeregt vorbereitet - sind in Erfahrung gebracht. Und wohin – das wußten wir schon lange: nach Lukanien oder wie es doch schon (ewig?) heißt: Basilikata, eine von 20 Regionen Italiens, einer Landschaft in südlichen Gefilden des Landes zwischen Kampanien, Apulien und Kalabrien, in dem uns das Land viel näher und wahrer erscheinen würde als alles das, was wir zu kennen glaubten. Dies versprach zumindestens das Prospekt einer Agentur.

Der Flieger in Berlin-Tegel brachte uns nach Zwischenaufenthalt in München nach Neapel. Normales Schauspiel an einem Flugplatz in Europa mit hektisch vorbeieilenden Menschen, die verzweifelt nach einem Taxi Ausschau halten, das doch nicht kommen will; check-in gestreßte Fluggäste, Fluglärm und der gefühlte Atem einer Stadt, der sich doch von anderen Metropolen unterschied. Wir wählten das Abenteuer mit spontaner Buchung eines Taxis nach Salerno, einer lebhaften südöstlich gelegenen geselligen Stadt, eine Autostunde entfernt. Wir genießen einen Latte machiato an der ´lungo mare´, sehen das Meer und bräunen uns in der Sonne.

In welchem Land wir auch immer uns schon rumtrieben: Fakt ist, wie ich in den Wald hineinrufe - so schallt es auch heraus! Die Innenstadt überzeugt mit kleinen alten Gassen und Kirchen. Die Gärten von Minerva erscheinen als ruhender Pol. Weiter geht es am nächsten Tage Richtung und letztlich Bari: unserem geplantem Abflugort! Aber bis dahin ist noch viel italienische Kultur, Land und Leute zu entdecken. Potenza wartet - und wir? Wir kommen!

Was wissen wir über diese Stadt?! Ca. 820 Meter über dem Meeresspiegel gelegen wurde sie auf den Überresten einer antiken Stadt gegründet. Aufgrund des starken Erdbebens von 1857 sind nur noch wenige antike Bauwerke vorhanden. Aber wir sehen die Kirche San Michele Arcangelo; machen einen Abstecher nach Avigliano in der Nähe von Potenza und geben uns der Stimmung im Castello di Lagopesole hin, während unten Ofanto und Bradano vorbeifließen.

Wir nehmen jede Begegnung wahr, treffen auf Touristen aus aller Herren Länder, streben aber doch den Kontakt mit Einheimischen an. Bei einem Bauern werden wir fündig, unterhalten uns vorwiegend mit Gesten; die Verständigung ist schwierig aber herzlich. Den gebotenen Wein abzulehnen ist wegen des Mietwagens unumgänglich. Wir fahren weiter nach Melfi und erfahren historische Details. Die ersten Belege einer Besiedlung sind aus dem Jahre 291 vor Christus.

Nach dem Fall des römischen Imperiums wurde die Ortschaft von den Byzantinern und in Folge dessen von den Langobarden weiter ausgebaut. Während der normannischen entstanden weitere Bauwerke, die bis ins heute erhalten blieben. Was wir nicht wollten, trat zumindestens thematisch an uns heran: die gebärdenreiche Ausführung eines Dolmetschers über die Briganten!

Zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert ergriffen arme Landbewohner die Flucht nach vorn und übten aus der Armut heraus Überfälle und Erpressungen. Es macht an dieser Stelle wenig Sinn, hierauf einzugehen, und doch bleibt auf unserem Trip ein Geschehnis in Erinnerung, das wenig Lust auf mehr machte. Wir weisen auf die Möglichkeit hin, unliebsame Begegnungen mit suspekten Personen in ´no go´- areas (Infos ergeben sich durch Touristenkontakte, mehr noch durch Gaststättenpersonal) erleben zu müssen und wenn dann doch, folgen Sie dem gut- und ernstgemeinten Hinweis: Legen Sie die Kamera zur Seite und spielen Sie nicht den Helden!

Mit dem Mietwagen geht es weiter, vorbei an ´auf bessere Zeiten hoffende´ örtliche Baukultur, die wohl gewissen Umständen geschuldet ist, nehmen Berg- und Hügellandschaften des Apennin in seinen Ausläufern wahr, rasten am Lago di Monte Cotugno, betreiben Fußmassage am Lago Pietra del Pertusillo, reichen dem Himmel am Lago Monticchio auf dem Monte Vulture die Hände, der durch einen erloschenen Vulkan entstand.